Should I stay or should I go?

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Aus mehreren gegebenen Anlässen heute der erste psychologische Beitrag. Es gibt unzählige Einteilungen, Kategorisierungen und Versuche der Systematisierung für unser berufliches und privates Leben. Hier ist eine weitere:

Soll ich bleiben oder gehen?

Letztlich läuft es doch auf diese simple Formel hinaus - bleiben oder gehen. Ob im Job (Bekomme ich genug Geld? Werde ich genügend wertgeschätzt? Wie ist mein Stand im Team? Gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten?), in der Beziehung (Werde ich genügend wertgeschätzt? Wie häufig/gut/befriedigend ist der Sex? Läuft es harmonisch ab? Streiten wir uns nur noch? Haben wir uns noch etwas zu sagen?), an der Börse oder auch bei globaleren Themen wie der Ein- und Auswanderung: soll ich bleiben oder gehen?

Es sei mir an dieser Stelle verziehen, das Strukturmodell von Freud zu zitieren. Dieser vertrat die Ansicht, dass die meisten psychischen Prozesse, die uns als Menschen beschäftigen, nicht sichtbar, also im Unterbewussten ablaufen. Das Unterbewusste, so Freud, sei dreigeteilt in das Es, das Über-Ich sowie das Ich.

Das Es steht dabei für das Impulshafte und die Emotionen (“Ich habe Hunger.”, “Ich brauch was zum Rauchen oder Kokain.” oder “Ich hätte jetzt gerne Sex."), das Über-Ich für die moralischen Vorstellungen (“Man muss doch schlank sein.”, “Rauchen ist ungesund”. oder “Das ist nicht Deine Frau, so etwas macht man nicht.") und das Ich versucht zwischen den beiden Kontrahenten permanent zu vermitteln. Hierfür hat es nach Freud und seinen Anhängern verschiedene sog. Abwehrmechanismen wie Verdrängung, Projektion oder Rationalisierung zur Verfügung. Ein solcher innerpsychischer Konflikt könnte also sein “Ich hätte gerne mit dieser Frau Sex.” (Es), dann der Gedanke “Das geht aber nicht, das ist nicht Deine Frau. Das macht man nicht.” (Über-Ich) und dann “Na ja, sie macht dich aber auch ganz schön an, eigentlich will sie es doch auch und es muss ja keiner erfahren.” (Ich).

Das Es beinhaltet also unsere “geheimen” Wünsche und Triebe, das Über-Ich die Werte, Normen, Moralvorstellungen und Prägungen, mit denen wir aufgewachsen sind, meistens Sätze, die mit “Man macht dieses…”, “Das darf man doch nicht..”, “Man…” beginnen. Ganz explizit sind diese innerpsychischen Strukturen gleichberechtigt, das “langweilige” Über-Ich soll also nicht über dem “flippigen” Es stehen und es entzieht sich auch subjektiven Bewertungen wie gut/böse oder erstrebenswert/abzulehnen.

Was hat das nun mit der Eingangsthese zu tun?

Beziehungs- oder Jobtips kann ich nicht geben, da ich hier häufig auch selber zwischen den Seiten der Medaille schwanke (leider). Für ein langfristig erfolgreiches Trading müssen wir jedoch unsere Emotionen in den Griff bekommen, die uns allzu oft auf den Weg der Gier oder der Angst führen. Die Frage “Soll ich bleiben oder gehen?” sollte also zumindest im Trading schon vor dem Eingehen des Trades klar sein.