Was sind Optionskombinationen?

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Jetzt wo wir wissen, was man mit Optionen machen kann, ist es Zeit, verschiedene Optionskombinationen vorzustellen. Wenn Ihnen Begriffe wie Spreads, Strangles, Straddles oder der Iron Condor nichts sagen, ist diese Seite genau der richtige Einstieg. Die Seite wird dabei fortlaufend ergänzt, erweitert und präzisiert.

Spread

Ein Spread (engl. für Spanne) bezeichnet den gleichzeitigen Kauf (Verkauf) und Verkauf (Kauf) eines Puts oder Calls. Zur weiteren Verwirrung der Massen unterscheidet man vertikale und horizontale Spreads, letztere werden auch Kalenderspreads genannt. Ein Beispiel für einen vertikalen Spread soll das Prinzip besser verdeutlichen:

Angenommen, wir wollen einen Put auf den SPDR S&P ETF (Ticker-Symbol: SPY) verkaufen, einen der liquidesten ETF der Welt, der den S&P 500 abbildet. Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Beitrags (29.12.2019) notierte dieser bei USD 322,94. Für dieses Beispiel nehmen wir eine Restlaufzeit von 23 Tagen, also den 21.01.2020 und verkaufen eine Put-Option an der ersten Standardabweichung. Der Strike-Preis ist hier aktuell 315 USD und die Prämie beträgt ca. 150 USD.

Wir haben also eine Put-Option verkauft, warum sollten wir nun noch eine weitere Option kaufen und damit unseren potentiellen Gewinn schmälern? Aus zwei Gründen: Risikominimierung und Margin-Verringerung.

Wenn wir für dasselbe Datum (den 21.01.2020) nun auch noch einen Put für z. B. 311 USD kaufen würden (hier müssen wir eine Prämie von USD 110 bezahlen), ergibt sich folgende Rechnung:

Beschreibung Strike-Preis Prämie Datum
Aktueller Kurs des SPY 322,94 29.12.2019
Verkaufen eines Puts auf den SPY 315,00 + 150,00 21.01.2020
Kaufen eines niedrigeren Puts auf den SPY 311,00 - 110,00 21.01.2020
Gesamt + 40,00

Addieren müssen wir natürlich noch zwei Mal Gebühren für das Aufsetzen unseres Spreads, bei einer Gebühr von 3,50 USD pro Kauf/Verkauf beträgt unser maximaler Gewinn also z. B. nur 33 USD. Jedoch ist auch unser Verlustrisiko begrenzt. Sollte der SPY auf 300 USD absinken, haben wir immer noch unsere gekaufte Put-Option für 311,00 USD und sind fein raus. Dies zeigt sich auch in der deutlich abgesenkten Margin-Auslastung, die solche Trades auf teure Underlyings in kleinen Konten mitunter erst möglich macht. Ohne den gekauften Put läge diese bei ca. 4000 USD, mit dem gekauften Put bei ca. 400 USD. Analog wäre dies natürlich auch für Call-Optionen möglich, hier würde man einen näher gelegenen Call verkaufen und einen weiter entfernten Call kaufen.

Vorteile eines Spreads sind also eine Risikominimierung sowie eine deutlich niedrigere Margin-Auslastung, Nachteile sind jedoch die niedrigere Prämieneinnahme (in unserem Beispiel 150,00 vs. 40,00 USD) sowie die mehrfachen Gebühren beim Aufsetzen und eventuellem Adjustieren.

Was gibt es für Spreads?

Da Spreads so häufig sind und oft auch als Grundlage für andere Strategien dienen (Stichwort Iron Condor oder Butterfly), wollen wir diese noch ein wenig weiter präzisieren. Letztlich gibt es vier Arten horizontaler Spreads, den sogenannten Bull Put Spread (Synonym: Credit Put Spread), den Bear Put Spread (Synonym: Debit Put Spread) und die beiden Pendants mit Calls (Bull Call Spread, Bear Call Spread). Der Begriff Debit meint hierbai, dass man am Anfang etwas für den Spread zahlen muss, Credit bedeutet, dass man anfangs Geld erhält. Dies bezieht sich jedoch nur auf den Zeitpunkt, zu dem man den Trade eingeht, in aller Regel benötigt es jedoch noch einmal zusätzliche Gebühren, den Trade auch wieder zu schließen (das wertlose Verfallenlassen ist aufgrund des sog. Gamma-Risikos oft wenig ratsam).

Name Beschreibung Erwartung
Bull Put Spread
(= Credit Put Spread)
Kauf eines tiefer liegenden Strikes
Verkauf eines höher liegenden Strikes
Underlying steigt oder bleibt gleich
Bear Put Spread
(= Debit Put Spread)
Kauf eines höher liegenden Strikes
Verkauf eines tiefer liegenden Strikes
Underlying fällt oder bleibt gleich
Bull Call Spread
(= Debit Call Spread)
Kauf eines OTM-Strikes
Verkauf eines noch höheren OTM-Strikes
Underlying steigt leicht
Bear Call Spread
(= Credit Call Spread)
Verkauf eines OTM-Strikes
Kauf eines tieferen OTM-Strikes
Underlying fällt leicht

Neben den erwähnten horizontalen Spreads gibt es auch noch sogenannte Calenderspreads (vertikale Spreads), d.h. den Kauf / Verkauf von Optionen zu unterschiedlichen Verfallsdaten, aber oft (nicht immer) zum gleichen Verfallspreis. Aufgrund der Komplexität dieser Kombinationen soll in einem späteren Thread darauf eingegangen werden.

Straddle

Der Straddle ist der gleichzeitige Kauf (Long Straddle) / Verkauf (Short Straddle) eines Calls und eines Puts zum gleichen Strikepreis und Verfallstermin. Man setzt hierbei auf eine starke Kursbewegung des Underlyings, die Richtung ist dabei egal. Die Idee hinter einem Straddle besteht darin, das nicht beide Optionen gleichzeitig wertlos verfallen können - entweder ist der Put oder der Call im Geld. Wichtig ist dabei, dass das Underlying sich so stark verändert, dass die ausgegebene Prämie des gegenläufigen Instruments (Put oder Call) sozusagen “rausverdient” wird.